THEMA Aug‘ in Aug‘ Neuen Herausforderungen sollte man mutig ins Auge sehen, meint Elisabeth Stege, stellvertretende Bundesvorsitzende der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe. Auch wenn es um neue Personen und Verantwortlichkeiten im Verband geht. Die Zeit vor dem Telefon – wer kann sich noch daran erinnern, wie es damals war? Als Kinder verabredeten wir uns zum Spielen, als Jugendliche zu unseren Treffen. Ohne dass es Absprachen gab, wussten wir, wo und wann unsere Freunde und Spielkameraden zu finden waren. Und auch noch als Erwachsene trafen wir uns, ohne dass wir uns großartig verabreden mussten. Das Telefon kam, und wir nutz- ten es auch, um unsere Verabre- dungen genau festzulegen und anzufragen – zum Beispiel, ob es Recht wäre, wenn die Kinder sich nach der Schule treffen würden. Und jetzt haben wir die Han- dys ständig am Ohr: Jederzeit und überall sind wir mit unseren Be- kannten, Freunden, Arbeitskolle- gen, der Familie im Kontakt und im Austausch. Was uns dabei verloren geht ist die Zeit, in der wir uns frü- her begegnet sind. In der wir uns zum Austausch Aug‘ in Aug‘ ge- troffen haben. Heute sitzen wir auf unserem Sofa und laden uns un- sere Freunde ins Wohnzimmer via Kamera ein. Und jetzt fragen wir uns: Wo sind all die Menschen hin, die sich in den Vereinen getroffen, die zu- sammen musiziert, die Sport ge- trieben haben, sich zusammen ak- tiv ihrem Hobby und ihrem Spaß im Verein widmeten. Der Trend zur digitalen Kom- munikation wurde durch die Coro- na-Pandemie noch verstärkt, und heute sehen wir uns um und fin- 4 den kaum noch aktives Leben im Verein, immer weniger engagier- te Menschen. Und was vor allem fehlt: Menschen, die Verantwor- tung übernehmen, die sich ange- sprochen fühlen, einfach nur so, weil es Spaß macht, wenn es dar- um geht, mehr als ein, zwei Mal im Jahr aktiv etwas zu gestalten. Dieser kleine Exkurs ist meine persönliche Meinung. Sicher gibt es viele und weitere Gründe, war- um es immer schwerer wird, auch in den Freundeskreisen Menschen zu finden, die Verantwortung – sprich Ämter – übernehmen. Was gehört aber dazu, wenn wir Neulinge in den Ämtern haben wollen? Sicher nicht unser oftmals großes Gejammer, wie schwer alles ist, dass es immer weniger Neuzu- gänge gibt, dass die Zeit kaum noch reicht für all unsere Aufgaben, dass es immer mehr wird mit den An- forderungen – und überhaupt, dass sich ja dauernd alles ändert und kaum noch zu bewältigen ist. Natürlich ändert sich alles, sonst wären wir heute noch mit der Pfer- dekutsche unterwegs. Aber es war doch auch bei unserem Einstieg in Amt und Würde alles neu für uns, und wer noch nie mit einem PC gearbeitet hatte, noch keine Mails versandt hatte, der war vor 20 Jahren genauso überfordert, wie es heute Neuzugänge ebenso sind, wenn wir unsere Videokonfe- renzen abhalten wollen und ganz selbstverständlich alle Unterlagen digital versenden. Lasst den Neuen Zeit zu kommen! Begrüßt ihr Engagement! Freut euch über die Entlastung und nehmt sie mit auf eurem Weg. Zeigt ihnen die Stätten eures Wirkens, lasst sie die Menschen kennenler- nen, die mit euch an unserer Sache wirken und heißt sie willkommen in dem internen Kreis, wie auch immer der sich für euch gestaltet. Und dann lasst los! Vertraut auf euch selbst, dass ihr bei der Entscheidungsfindung, einen Nachfolger zu finden, rich- tiggelegen habt, dass die Gruppe sich mit einem neuen Gruppenbe- gleiter / einer neuen Gruppenbe- gleiterin weiterentwickeln kann, dass ihr alles getan habt, um den Anfang zu erleichtern. Und dabei eines nicht verges- sen: Solange man selbst weiter an Gruppenstunden und/oder Veran- staltungen teilnimmt, wird sich nichts Neues entwickeln können. Darum ist ein Sabbatjahr durchaus hilfreich. Nehmt eine Auszeit und lasst „die mal machen“ Es wird anders werden Eines ist sicher. Es wird anders werden mit einer neuen Grup- penbegleitung, einem anderen Vorsitzenden, einer neuen Dele- gierten für die Bundesdelegierten- versammlung. Aber anders heißt ja nicht, dass es schlechter wird, eben nur anders. Und da hat nun 1/2024 | FreundeskreisJournal